Junge Menschen denken beim Thema Rente vor allem eins: “Das ist noch ewig hin.” Aber genau jetzt ist die beste Zeit, sich mit der Altersvorsorge und den verschiedenen Konzepten zu beschäftigen. Mit der betrieblichen Altersversorgung (bAV) durch Entgeltumwandlung, die auch als „Betriebsrente“ bezeichnet wird, kannst du effektiv fürs Alter vorsorgen. Wir erklären dir die Basics und beantworten die wichtigsten Fragen.
Für wen lohnt sich eine betriebliche Altersvorsorge?
Kurz gesagt: Für fast alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die bAV ist eine der wichtigsten Säulen der Altersvorsorge und eine sinnvolle Möglichkeit, der Rentenlücke entgegenzuwirken. Wenn du angestellt bist, kannst du über deinen Arbeitgeber Geld für später zurücklegen. Für Berufseinsteiger und Geringverdienende lohnt sich die bAV, weil kleine monatliche Beiträge über viele Jahre große Wirkung entfalten.
Wenn dein Arbeitgeber Geld für deine Altersvorsorge dazugibt, solltest du das unbedingt nutzen. Zwar musst du die spätere Betriebsrente versteuern und Sozialabgaben zahlen, aber sie bringt dir zusätzliches Einkommen im Alter – ohne dass du selbst dafür aufkommen musstest. Zudem zahlst du deinen Beitrag nicht aus deinem Nettogehalt, sondern aus dem Brutto. Dadurch zahlst du zwar für diesen Teil keine Sozialversicherung, aber der Beitrag ist somit höher als der eigentliche Nettoaufwand.
So gehst du vor
Zuerst solltest du dich bei deinem Chef oder deiner Chefin oder der Personalabteilung darüber informieren, welche Art der betrieblichen Altersversorgung es in deiner Firma gibt. Wenn dir nichts angeboten wird, weise deine Firma auf dein Recht zur Entgeltumwandlung hin. Seit 2019 ist gesetzlich geregelt, dass der Arbeitgeber mindestens 15% bezuschussen muss. Viele Arbeitgeber zahlen sogar freiwillig mehr.
Wie viel Geld muss man in eine betriebliche Altersvorsorge einzahlen?
Das hängt von deinem Einkommen und deinen Zielen ab. Grundsätzlich gilt:
- Du kannst bis zu 4 % der Beitragsbemessungsgrenze in der Rentenversicherung steuer- und sozialabgabenfrei einzahlen (2025 sind das ca. 3.624 € pro Jahr).
- Das entspricht rund 300 € im Monat – aber du kannst auch mit viel weniger starten, zum Beispiel 50 oder 100 €.
Tipp: Schon kleine Beträge lohnen sich, weil dein Arbeitgeber oft einen Zuschuss geben muss (mindestens 15 % des umgewandelten Betrags).
Rechenbeispiel: So lohnt sich die bAV für dich
Stell dir vor, du bist 25 Jahre alt, verdienst 2.500 € brutto im Monat und willst über die bAV fürs Alter sparen.
- Dein Beitrag
Du entscheidest dich, 100 € im Monat aus deinem Bruttogehalt in die bAV zu stecken.
👉 Da das Geld direkt vom Bruttolohn abgeht, zahlst du darauf keine Steuern und keine Sozialabgaben.
Das heißt:
- Dein Netto-Gehalt sinkt nicht um 100 €, sondern nur um ca. 60 € (je nach Steuerklasse).
- Du merkst also weniger, als du tatsächlich sparst.
- Zuschuss vom Arbeitgeber
Dein Chef muss mindestens 15 % dazuzahlen.
- Auf deine 100 € legt er also nochmal 15 € oben drauf.
- In Summe landen monatlich 115 € auf deinem bAV-Konto.
- Entwicklung bis zur Rente
Du zahlst 100 € monatlich ein (merkst aber nur ~60 € weniger auf dem Konto), dein Chef gibt 15 € dazu.
- Das sind 115 € pro Monat = 1.380 € im Jahr.
- Wenn du das 40 Jahre lang machst (25 bis 65):
→ 55.200 € Eigenbeiträge (real gefühlt aber nur ca. 33.000 € Netto-Belastung).
→ Plus Arbeitgeberzuschuss: + 6.000 €.
→ Mit Zinsen und Rendite (angenommen 2 % p.a.) wächst das Ganze auf ca. 80.000 € an.
- Auszahlung
- Mit 67 bekommst du daraus eine lebenslange monatliche Zusatzrente (z. B. ca. 250–300 €).
- Oder du lässt dir einen Teil als Einmalzahlung auszahlen.
- Ja, darauf fallen Steuern und Krankenkassenbeiträge an – aber du hast trotzdem ordentlich was extra, was ohne bAV nie da wäre.
Welche Nachteile hat die betriebliche Altersvorsorge?
Natürlich gibt es auch Dinge, die du wissen solltest:
Schwierigkeiten bei einem Arbeitgeberwechsel
- Keine Weiterführung des bAV-Vertrags: Der neue Arbeitgeber übernimmt den bestehenden Vertrag nicht immer – das angesparte Kapital bleibt zwar erhalten, aber es fließen keine weiteren Beiträge mehr ein.
- Vertrag im “Ruhestand”: Ohne Fortführung ruht der Vertrag; das Geld verzinst sich zwar weiter, die aktive Ansparphase endet.
- Viele Verträge: Bei häufigen Jobwechseln entstehen schnell mehrere Verträge mit unterschiedlichen Konditionen und Auszahlungsregeln.
- Eingeschränkte Portabilität: Der Übertrag an den neuen Arbeitgeber ist limitiert – z. B. darf das übertragbare Kapital gewisse Höchstgrenzen (etwa 84.600 € in 2022) nicht überschreiten, und der Jobwechsel darf maximal 15 Monate zurückliegen.
Auszahlungsbeschränkungen und -bedingungen
- Frühe Auszahlung nicht möglich: Auf das angesparte Kapital kann in der Regel erst mit Rentenbeginn zugegriffen werden – meist ab einem Alter von etwa 62 Jahren. Besonders bei geringem Guthaben kann dies steuerliche Nachteile und zusätzliche Gebühren mit sich bringen.
- Keine Vererbbarkeit bei Verrentung: Wird das Kapital in eine lebenslange Rente umgewandelt, kann es nicht an Erben weitergegeben werden.
Was tun bei Jobwechsel
Auch, wenn ein oder mehrere Jobwechsel Schwierigkeiten mit sich bringen können, besteht kein Grund zur Sorge: Dein Vertrag gehört dir – du kannst ihn mitnehmen zum neuen Arbeitgeber. Alternativ kannst du den Vertrag ruhen lassen und später weiterführen. Bei einem Wechsel solltest du rechtzeitig nachfragen, welche Möglichkeiten es gibt.
Betriebliche Altersvorsorge Auszahlung
In der Regel bekommst du das Geld als monatliche Zusatzrente. Manche Modelle erlauben auch eine einmalige Kapitalauszahlung. Wann die Auszahlung startet, hängt vom Vertrag ab – meist mit Rentenbeginn.
Fazit
Gerade für junge Leute ist die betriebliche Altersvorsorge ein einfacher Weg, die spätere Rente aufzustocken. Mit kleinen Beträgen kannst du große Wirkung erzielen – besonders dank des Arbeitgeberzuschusses. Wichtig ist nur: Sich früh informieren und den passenden Vertrag auswählen.