Du hast gerade deinen ersten Job angetreten oder bist schon seit ein paar Jahren im Berufsleben und fragst dich: „Sollte ich über mein Gehalt verhandeln?“ Die Antwort lautet: Ja! Viele junge Erwachsene verzichten darauf, ihr Gehalt anzusprechen, weil sie unsicher sind oder Angst vor Ablehnung haben. Auch das berühmte Klischee, die Generation Z verlange zu viel von ihrem Arbeitgeber, schreckt viele junge Menschen ab, Forderungen zu stellen. Doch wer über sein Gehalt verhandelt, zeigt nicht nur Selbstbewusstsein, sondern legt auch die Basis für einen höheren Verdienst in der Zukunft und schafft sich eine Grundlage für finanzielle Planung.
In diesem Artikel erfährst du Schritt für Schritt, wie du dich auf eine Gehaltsverhandlung vorbereitest und souverän verhandelst.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Verhandlung?
Bevor du loslegst, solltest du wissen, wann eine Gehaltsverhandlung sinnvoll ist. Im Allgemeinen gibt es vier gute Anlässe für eine Gehaltsverhandlung:
- Nach der Probezeit: Wenn dein Arbeitgeber mit deiner Leistung zufrieden ist, ist das der perfekte Zeitpunkt.
- Bei einer Beförderung: Wenn du mehr Verantwortung übernimmst, sollte sich das auch im Gehalt widerspiegeln.
- Während eines Mitarbeitergesprächs: Nutze das jährliche Feedbackgespräch, um das Thema Gehalt anzusprechen.
- Nach einem erfolgreichen Projekt: Wenn du nachweislich einen großen Beitrag geleistet hast, ist das eine gute Grundlage.
Neben den günstigen Momenten gibt es allerdings auch schlechte Zeitpunkte, in denen du mit einer Gehaltsverhandlung warten solltest. Vor allem, wenn das Unternehmen grade schwierige Zeiten durchmacht und mit Entlassungen oder Umsatzeinbrüchen zu kämpfen hat, ist Geduld ratsam.
Vorbereitung ist alles: So punktest du mit Fakten
Eine Gehaltsverhandlung ist kein spontanes Gespräch, sondern erfordert gute Vorbereitung.
Schritt 1: Recherche
Zunächst einmal solltest du einen Überblick über das marktübliche Gehalt haben. Schau dir an, was andere in deiner Position verdienen. Dafür können Gehaltreports oder Websites wie Glassdoor oder Gehalt.de hilfreich sein. Du solltest außerdem eine ungefähre Ahnung haben, wie dein Unternehmen finanziell dasteht. Ist es von einer Inflation betroffen, gibt es Richtlinien für Gehälter, z.B. durch Tarifverträge?
Schritt 2: Deine Leistung analysieren
Frage dich: Was habe ich bisher geleistet? Du kannst beispielsweise Projekte reflektieren, in denen du mitgewirkt und bestenfalls einen großen Erfolg verzeichnet hast. Auch die bereitwillige Übernahme von zusätzlichen Aufgaben und durchgängig positives Feedback von Vorgesetzten oder Kundinnen und Kunden rechtfertigen grundsätzlich eine Neuverhandlung. Wichtig ist hierbei, dass du den Fokus auf deine eigenen Leistungen legst und dich nicht mit anderen Kollegen vergleichst.
Schritt 3: Dein Ziel definieren
Um in die Gehaltsverhandlung zu gehen, solltest du eine klare Gehaltsvorstellung haben. Dabei gilt es zu unterscheiden in Wunschgehalt, also dem Gehalt, was du gerne hättest und dem Mindestgehalt, also dem Betrag, mit dem zufrieden wärst. Du solltest dir auch alternative Vorteile, wie zusätzliche Urlaubstage, Weiterbildung oder Homeoffice-Regelungen überlegen, die du im Falle einer Ablehnung der Gehaltsanpassung anführen kannst.
Schritt 4: Auf Gegenargumente vorbereiten
Lass dich von Gegenargumenten nicht direkt aus der Ruhe bringen. Es empfiehlt sich, für alle möglichen Einwände ein überzeugendes Argument parat zu haben. Mache dir also vorab Gedanken, mit welchen Begründungen deine Führungskraft deinen Gehaltswunsch abweisen könnte und reagiere souverän.
Häufige Einwände für die Gehaltsanpassung sind folgende:
„Sie erfüllen nicht die Voraussetzungen für eine Gehaltserhöhung.“
Wenn deine Führungskraft diesen Satz sagt, fühlt es sich an, als würde sie deine Kompetenz und deinen Beitrag infrage stellen. Lass dich davon nicht verunsichern. Bleib ruhig und professionell und stelle deinen Wert klar. Hebe konkrete Erfolge hervor, die du erzielt hast. Zum Beispiel: „Ich habe in den letzten Monaten XYZ erreicht, was direkt zu den Unternehmenszielen beigetragen hat.“
Du solltest außerdem Klarheit fordern. Bitte deine Führungskraft höflich um Beispiele, in welchen Bereichen du die Erwartungen angeblich nicht erfüllst. So kannst du Missverständnisse klären oder gezielt an diesen Punkten arbeiten.
„Die wirtschaftliche Lage des Unternehmens lässt aktuell keine Gehaltserhöhung zu.“
Dieses Argument ist häufig zu hören – aber manchmal fehlt ihm die Substanz. Darauf kannst du vorbereitet reagieren. Falls die Argumente deines Arbeitgebers nicht mit den Fakten übereinstimmen, kannst du das höflich ansprechen: „Nach meinen Informationen sieht die wirtschaftliche Lage stabil aus. Ich würde daher gerne über die Möglichkeit einer Erhöhung sprechen.“
„In Ihrem Bereich sind alle Gehälter identisch und werden nach festen Kriterien bemessen.“
Standardisierte Gehaltssysteme können eine Gehaltsverhandlung schwierig machen, aber nicht unmöglich. Du kannst deine Führungskraft bitten, die Kriterien für Gehaltserhöhungen offenzulegen. So kannst du besser verstehen, welche Anforderungen es gibt. Auch in standardisierten Systemen kannst du deine besonderen Beiträge hervorheben: „Ich habe im letzten Quartal durch XYZ gezeigt, dass ich über die Anforderungen hinausgehe.“ Falls die Kriterien nicht klar sind, könntest du eine erneute Bewertung deines Gehalts auf Basis deiner Leistungen anregen.
So läuft die Gehaltsverhandlung: Tipps für den großen Moment
Tipp 1: Selbstbewusst auftreten
Dein Auftreten zählt. Spreche ruhig, klar und freundlich. Zeige, dass du weißt, was du willst.
Tipp 2: Mit Fakten überzeugen
Formuliere deine Argumente sachlich. Statt „Ich möchte mehr Geld, weil ich höhere Ausgaben habe“ sagst du beispielsweise „In den letzten Monaten habe ich XYZ umgesetzt, was dem Team geholfen hat, unsere Ziele zu erreichen. Ich würde das gerne in meinem Gehalt reflektiert sehen.“
Tipp 3: Konkrete Zahlen nennen
Wenn du eine Gehaltserhöhung möchtest, sei konkret: „Ich stelle mir eine Erhöhung um 10 % vor“ klingt überzeugender als „Ich hätte gerne etwas mehr.“
Tipp 4: Flexibel bleiben
Nicht jeder Chef kann sofort eine Gehaltserhöhung zusagen. Sei offen für Alternativen wie Bonuszahlungen, Weiterbildungsmöglichkeiten und mehr Urlaubstagen.
Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
Wie bereits erwähnt ist eine gute Vorbereitung auf das Gespräch unerlässlich. Ohne konkrete Zahlen oder Argumente wirst du weniger erfolgreich sein. Nervosität vor und während des Gesprächs ist normal, aber ein souveränes Auftreten ist wichtig, um deine Interessen durchzusetzen. Übe das Gespräch vorab mit Freunden oder Familie. Zudem solltest du deine Emotionen unter Kontrolle haben und das Gespräch professionell halten. Vermeide Sätze wie „Ich finde es unfair, dass ich nicht mehr verdiene.“ Du solltest außerdem keine ultimativen Forderungen oder gar Drohungen stellen, sondern dich offen gegenüber Alternativen zeigen.
Was tun nach der Verhandlung?
Falls dein Chef deinen Forderungen nachkommt, solltest du dir die Änderungen schriftlich bestätigen lassen. Wenn die Gehaltserhöhung nicht sofort möglich ist, frag nach einem späteren Zeitpunkt, bei dem das Thema noch einmal besprochen werden kann.
Fazit: Trau dich!
Eine Gehaltsverhandlung ist keine Seltenheit, sondern ein normaler Teil des Berufslebens. Mit einer guten Vorbereitung, Selbstbewusstsein und klarem Fokus kannst du deinem Wunschgehalt ein gutes Stück näherkommen. Also sei mutig und probier es aus – du hast nichts zu verlieren!